Historische Illustration einer Knochenstampfe.

Geschichte der Düngung

Was vor 3000 Jahren mit Schlamm, Stroh und Asche begann, steht heute in Form von Flüssigdüngern und Granulaten in jedem Gartencenter. Dazwischen liegt eine lange Entwicklung. Sie beginnt vor rund 10’000 Jahren.

Die Anfänge des Ackerbaus

Ungefähr 10’000 v. Chr. begannen die Völker im Nahen Osten Ackerbau zu betreiben. Um 5000 v. Chr. herum erreichte diese Kulturform die Schweiz in Form des Wander-Ackerbaus. Die Bodenfläche wurde so lange genutzt, bis aufgrund der intensiven Sammelwirtschaft die Erträge abnahmen. Dann wanderten die Menschen weiter und suchten sich einen neuen, unverbrauchten Standort.

Vor 2000–3000 Jahren begannen die Menschen Mist, Stroh, menschliche Fäkalien, Schlamm, Tang, Asche, Mergel, Kalk und Gips als Düngemittel zu verwenden. Bis ins Mittelalter zeichnete sich die Landwirtschaft durch mehr oder weniger geschlossene Nährstoffkreisläufe auf tiefem Niveau aus.

Pest, Hungersnöte und Revolten

Im 14. Jahrhundert tobte die Pest. Erst gegen Ende des Spätmittelalters erholte sich die Bevölkerung, und die Bevölkerungszahl stieg wieder an. Das hatte zur Folge, dass sich die laufend steigende Zahl der Menschen nicht mehr ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen vermochte.

Dazu kamen klimatisch schwierige Phasen, so zum Beispiel die Jahre 1510–1525 während der Reformationszeit, die zusammen mit Pflanzenkrankheiten zu Ertragseinbussen führten. Hungersnöte und Bauernrevolten nahmen zu.

Bis gegen 1800 wurde die sogenannte Dreizelgenbrachwirtschaft betrieben. Durch das Einhalten von Bracheunterbrüchen konnte sich der Boden in den getreidebetonten Fruchtfolgen regenerieren und Nährstoffe freisetzen.

Experimentiergeist in der Landwirtschaft

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam in der Landwirtschaft Experimentiergeist auf. Ein bekannter Vertreter seiner Zeit war Kleinjogg, mit bürgerlichem Namen Jakob Gujer, der in Rümlang einen Musterbetrieb bewirtschaftete, den ihm die Stadt Zürich in heruntergewirtschaftetem Zustand überlassen hatte. Er baute bereits Futterpflanzen wie beispielsweise Klee für die Viehfütterung an.

Um 1820 kam die Humustheorie von Albrecht Thaer (1752–1828) auf, dem Leiter der ersten deutschen landwirtschaftlichen Akademie. Thaer vertrat die These, wonach Pflanzen tierische und pflanzliche Rückstände im Zustand der Zersetzung aufnehmen können. Asche zeigte eine vorerst unerklärlich anregende Wirkung auf das Pflanzenwachstum.

Die ersten Mineraldünger

Ab 1840 verbreitete sich die Mineralstofftheorie. Nach Ascheanalysen, Wasserkulturen und Gefässversuchen fasste Justus von Liebig (1803–1873) die bestehenden Theorien in seinem Buch «Agrikulturchemie» zusammen. Er zeigte, dass ein Boden auch ohne Humusdüngung fruchtbar ist und bleibt, wenn ihm die entzogenen Mineralstoffe in anderer Form zurückgegeben werden.

Zwischen 1840 und 1930 führte die Erkundung der agrikulturchemischen Grundlagen zur Entwicklung der wasserlöslichen Mineraldünger, wie sie uns heute bekannt sind.

Nach den ersten Erfolgen mit den neuen Düngern zeigten sich bald ernsthafte Probleme: Die Pflanzen waren unausgewogen ernährt, die Humuswirtschaft wurde vernachlässigt, es wurde falsch oder übermässig gedüngt. All das beeinträchtigte die Produktqualität und führte zu unerklärlichen Mangelsymptomen.

Erst um 1930 herum begann man die Spurenelemente und die Bodenfruchtbarkeit, also den pH-Wert, den Tonanteil, das Wasserangebot etc. zu beachten, was das Wissen über die Düngung einen grossen Schritt weiterbrachte. Zusammen mit den Errungenschaften eines modernen Pflanzenschutzes und den Fortschritten in der Pflanzenzüchtung wurden die Erträge der Kulturpflanzen stark gesteigert.

Düngemittel, wie wir sie heute kennen

Ab 1967 wurden Langzeitdünger auf der Basis harzumhüllter Granulate laufend weiterentwickelt. In gärtnerischen Kulturen wie Topfpflanzen, Baumschulen und Rasen sind sie heute nicht mehr wegzudenken.

Seit 1990 ist die Düngung ein Teil der Integrierten Produktion (IP). Neben pflanzenbaulichen Parametern wie Boden, Sortenwahl und Pflanzenschutz werden auch Umweltaspekte wie die Nährstoffbilanz in die Anbauentscheidungen mit einbezogen.

Von Schlamm und Asche zum Langzeitgranulat – eine Entwicklung, an der Hauert seit 1663 mit Passion und Forschergeist beteiligt ist.